Es gibt Dinge, die können wir nicht. Das ist blöd und manchmal wirklich nicht zu ändern. Und es gibt Dinge, von denen wir behaupten, wir könnten sie nicht, weil wir sie in Wirklichkeit nämlich gar nicht machen wollen. Die meisten Frauen zum Beispiel (und ich spreche da aus Erfahrung) können jedes, wirklich jedes Elektrogerät bedienen. Keinerlei Probleme haben wir mit Smartphones, Tablets, elektrischen Zahn- oder Gesichtsbürsten und allem, was es sonst noch so gibt. Nur beim Rasenmäher hakt es komischerweise. Wo ist da bloß der Stecker? Gab es da nicht irgendwo noch ein Verlängerungskabel? Welchen Knopf musste ich nochmal drücken? Oder erst den Griff…? Und in Wirklichkeit, meine Damen, hoffen die meisten von uns doch immer noch, dass mal kurz ein Mann vorbeikommt und den Rasen für uns mäht…
Das funktioniert auch oft, nur – souverän ist das nicht! Egal ob zu Hause oder im Job, anderen machen die lästigen Dinge, die wir versuchen, uns vom Hals zu schaffen, ja auch nicht mehr Spaß als uns. Das evangelische Magazin chrismon hat dazu kürzlich (05.2016) ein doppelseitiges Foto veröffentlicht: Eine zierliche alte Dame schiebt in gebückter Haltung einen riesigen Rasenmäher. Sie sieht angestrengt aber sehr zufrieden aus. Und sie mäht den Rasen selbst, so der Bildtext, weil ihr Mann es nicht schaffen würde, vor dem nächsten Regenguss da zu sein. Und der Autor legt dieser Dame den wunderbaren Satz einer ganzen Frauengeneration in den Mund: „Nach dem Krieg haben wir auch nicht warten können, bis die Männer nach Hause kommen.“
Daran sollten wir vielleicht ab und zu denken, wenn wir versuchen, uns bei unangenehmen Dingen nach Mädchenart aus der Affäre zu ziehen! Es schafft Respekt, nicht auf den Retter zu warten. Und missliche Aufgaben selbst erledigt zu haben, hinterlässt ein schönes Erfolgsgefühl. Übrigens besitzen 36% aller Frauen den Klassiker „Pippi Langstrumpf“ von Astrid Lindgren (1907-2002). Das zeigt die neueste Umfrage, wiederum von chrismon (06.2016), zum Thema „Welches Buch haben die meisten Deutschen im Regal?“. Hat Pippi vielleicht gewartet, bis ihr jemand den Rasen der „Villa Kunterbunt“ mäht? Das wäre dem stärksten Mädchen der Welt doch niemals eingefallen! „Ich m a c h‘ mir die Welt, […] wie sie mir gefällt“ heißt es ja auch in „Hey, Pippi Langstrumpf“.
Und einige Dinge dürfen wir auch auf gar keinen Fall aus der Hand geben! Vorgestern saß ich mit meiner Tochter vor der Eisdiele in unserer kleinen Einkaufsstraße. Alles war noch nass, es hatte gerade ordentlich geregnet. Ein Herr ging an uns vorbei, der offensichtlich den Auftrag bekommen hatte, ein paar Sachen aus der Reinigung zu holen. Das auffälligste Kleidungsstück, das er dabei hatte, war ein rotes, augenscheinlich teures Kaschmircape. Leider korrelierte seine Armlänge nicht mit dessen Größe: Erst schleifte er die Fransen durch ein matschiges Blumenbeet am Bordsteinrand und dann durch die Pfützen auf der Straße. Der einzige Gedanke, der da blieb: Hätte sie doch bloß ihr schönes Cape selbst abgeholt!!