Was Peter über Paul sagt…

sokrates_blogNoch einmal zurück zu Amerikas derzeit berühmtester Postkarte (aus dem letzten Beitrag: „Amerika liest!“). Eine Sache nämlich noch: Erfolgreiche Menschen teilen ihre Ideen mit anderen und diskutieren mit ihnen. Erfolglose Menschen hingegen reden über andere. „Gossip gets you nowhere“, heißt es da natürlich richtig aus den USA.

Und wir? Wir haben den handfesten und allzu wahren Spruch „Was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter als über Paul.“ Tratsch demontiert den Tratschenden oft schneller als der denkt. Sollten wir uns allerdings nicht ganz sicher sein, was Klatsch und Geschwätz ist, und was wiederum erwünschtes Socializing, dann hilft uns eine schöne, sehr, sehr alte Geschichte…

Wir schauen zurück ins fünfte vorchristliche Jahrhundert. Nach Griechenland. Vom Philosophen Sokrates (469-399 v. Chr.), dem Ethiker und Vorreiter des Selbst-Denkens, wird uns Folgendes  zum Thema Tratsch überliefert:

 

Die drei Siebe des Sokrates

Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und sagte: „Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen!“ „Halte ein!“, unterbrach ihn der Weise. „Hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“ „Drei Siebe?“, fragte der andere voller Verwunderung. „Ja, guter Freund! Lass sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht: Das erste ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“ „Nein, ich hörte es erzählen und …“ „So, so! Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, gut?“ Zögernd sagte der andere: „Nein, im Gegenteil…“ „Hm“, unterbrach ihn der Weise, „so lasst uns auch das dritte Sieb noch anwenden. Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?“ „Notwendig nun gerade nicht…“ „Also“, sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.“