Humor ist nicht, wenn man trotzdem lacht, sondern wenn man deswegen gut ist. Positiver Humor fördert das kreative Denken! Beides hängt unmittelbar zusammen. Das zeigt Josephine Lang, Professorin der Nanyang Business School, Singapur, in ihrer Studie „Workplace Humor and Organizational Creativity“. Und nicht nur das. Humor verbessert den Führungsstil, stärkt den Zusammenhalt von Teams, reduziert Stress und fördert auf das Wünschenswerteste die Firmenkultur.
Und unsere nachweislich Kreativen? Die Schriftsteller? Hatten und haben die Humor? Tatsächlich gibt es im Grunde keinen bedeutenden deutschsprachigen Schriftsteller, der humorlos gewesen wäre. Außer Max Frisch vielleicht, aber der kam ja auch aus Zürich. Dass Joachim Ringelnatz (1883-1934) komisch war, ist klar. Auch von Kurt Tucholsky (1890-1935) wissen wir das natürlich. Oder von Theodor Fontane (1819-1898). Zeitgenossen beschrieben immer wieder seinen Witz und seinen Charme. Selbst Thomas Mann (1875-1955) war witzig. (Wer das nicht glaubt, guckt bitte einmal kurz in den „Felix Krull“ oder liest „Die Damengesellschaft“ aus „Joseph in Ägypten“.)
Aber von wem hätten wir das nie gedacht? Nie? Von Franz Kafka! Ausgerechnet Kafka (1883-1924), der in seinen Werken die bedrückendsten Szenarien der Weltliteratur schuf. Der unter seinem tyrannischen Vater so furchtbar gelitten hat. Den irgendwann die Lungentuberkulose fest im Griff hatte und der sich in seinem bürgerlichen Beruf, als Jurist in einer Versicherungsanstalt, fast zu Tode gelangweilt hätte. Der soll komisch gewesen sein? Ja!
Seine Lebensgefährtin Dora Diamant beschrieb ihn so: „Kafka war immer heiter. Er spielte gern, er war der geborene Spielkamerad, der immer zu irgendwelchen Späßen aufgelegt ist.“ Bei unverbindlichen Unterhaltungen, Plaudereien, sei er, so ein Zeitgenosse, „immer mit einem Wortwitz bei der Hand“ gewesen.
Unglaublich witzig ist zum Beispiel die Geschichte, wie Franz Kafka und seine Mitschüler sich durch die mündliche Griechisch-Prüfung beim Abitur schummelten: Jeder Schüler würde einen vollkommen anderen Text zum Übersetzen bekommen. Wie sollte man da zielgerichtet lernen? Also starteten die Jungs eine Art „Aktion Romeo“. Der älteste von ihnen, der „schon einen guten Ruf als Frauenheld hatte“, machte sich an die junge und gutaussehende Haushälterin des Griechischlehrers ran.
Dafür wurde in der Gruppe Geld gesammelt, schließlich musste sie ja zum Essen, zum Tanzen und ins Theater ausgeführt werden. Und nach drei Wochen gelang dann der Plan: Die Haushälterin „borgte“ den Schülern für eine Stunde das Notizheft des Professors. Darin stand penibel aufgelistet, für wen welcher Text vorgesehen war. Und die schlauen Jungs haben dann sogar noch daran gedacht, dass die schwächeren zumindest einige wenige Fehler einstreuten.
Zum Thema „Franz Kafka und Humor am Arbeitsplatz“ gibt es da noch eine spezielle Episode: Bei einer feierlichen Ansprache seines allerobersten Vorgesetzten, dem Vorstandsvorsitzenden der Versicherung, bekam Kafka einen legendären Lachanfall. „Natürlich haftet auch diesem Mann, wie jedem in ganz klare allgemeine Beobachtungen gestellten Menschen, dessen Stellung nicht ganz dem eigenen Verdienste entspricht, genug Lächerlichkeit an, aber sich durch eine solche Selbstverständlichkeit, durch diese Art Naturerscheinung, gar in der Gegenwart des großen Mannes zum Lachen verleiten zu lassen, dazu muß man schon gottverlassen sein“, schrieb Franz Kafka später.
Am Ende heulte er fast und stolperte als erster aus dem Saal. Zusammen mit seinem Freund schrieb er noch am selben Tag einen Entschuldigungsbrief. Durch den „und auch durch den Zeitverlauf“ sei die Sache „zum größten Teil besänftigt worden“. „Gänzliche Verzeihung habe ich natürlich nicht erlangt und werde sie auch nie erlangen.“
Das sollte eins zu eins vielleicht auch nicht unser Vorbild sein…