…angeblich mal wieder die Amerikaner. Vermeintlich im 20. Jahrhundert… Stimmt aber nicht! Es war Heinrich von Kleist (1777-1811), einer unserer ersten wirklich modernen Schriftsteller. Und bei ihm hieß es damals auch viel schöner und klüger Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden. Einen Essay in Briefform nannte er so, und das Original stammt von 1807/1808.
„Wenn Du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden kannst [er meinte „Nachdenken“], so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen. Es braucht nicht eben ein scharfdenkender Kopf zu sein, auch meine ich es nicht so, als ob du ihn darum befragen solltest: nein! Vielmehr sollst Du es ihm selber allererst erzählen.“
Das widerspreche zwar, gibt Kleist zu, dem Lehrsatz, nur von Dingen zu sprechen, die man auch versteht. Aber hier gehe es ja nicht darum, andere zu belehren, sondern sich selbst….Kleist hat oft die Erfahrung gemacht, dass er im Gespräch wichtige Dinge zu Ende denken konnte, die er „durch ein vielleicht stundenlanges Brüten nicht herausgebracht haben würde“. Frei nach dem französischen Prinzip „l’appétit vient en mangeant“ heißt es bei Kleist „l’idée vient en parlant“. Also: Reden Sie! Die anderen müssen Ihre Ideen auch nicht verstehen. Hauptsache, Sie tun das dann bald. Und denken Sie daran – Ihr Gegenüber muss nicht gerade ein helles Licht sein. Da fällt Ihnen doch sicherlich jemand ein!